Archiv für Februar 2010

Monsantos fragwürdige Unternehmenspropaganda zum Klimaschutz

26. Februar 2010

In Sachen Außendarstellung kann so manche Corporate Responsibility Abteilung noch von den Kollegen bei Monsanto dazulernen. So rühmt sich der Konzern seit Kurzem damit, im Klimaschutz aktiv zu sein: Mit der pfluglosen Feldbestellung – „no tillage farming“ – spare man Treibstoff und damit nicht nur Kosten ein, sondern auf CO2-Emssionen. Also nicht nur gut für den Farmer und Monsanto, sondern auch fürs Klima, am Ende gar für die Weltgemeinschaft?

Wie so oft beim Thema Kohlenstoffdioxid, ist dies wohl erst einmal eine Frage der Rechenart. Pflügen ist treibstoffintensiv und bei pflugloser Feldbestellung wird so entsprechend eingespart. Pflüge sind schweres Gerät mit großen Arbeitstiefen im Boden und fordern den Schleppern ihre gesamte Motorleistung ab. Bei Verzicht aufs Pflügen bleibe zudem mehr CO2 im Boden gebunden, da dieser nicht aufgebrochen wird. Das Sparen von Treibstoff relativiert sich jedoch, wenn man an das Ausbringen von Round up (Monsantos bekanntes Totalherbizid), das dann vermehrt notwendig wird, denkt. „No tillage farming“ kann nämlich vor allem mittelfristig bei ausschließlicher Anwendung zur Verschleppung von Pilzkrankheiten und stärkerem Auftreten von Schädlingen und Unkräutern führen. Bedenkt man den steigenden CO2-Ausstoß, der bei der verstärkten Herstellung der Herbizide entsteht, verschlechtert sich die Rechnung weiter. Überlegt man zudem, dass beispielsweise in Südamerika riesige Waldflächen als CO2-Senken den Round up Ready (RR) Sojafeldern weichen müssen, fällt es schwer an ein Bremsen des Klimawandels zu glauben. Motivation Monsantos ist doch, dass „no-tillage farming“ dem Verkaufskonzept dient, nicht dem Kampf gegen den Klimawandel. „Round up Ready“ Sojabohnen und ordentliche Mengen Round up können so abgesetzt werden. Den Klimawandel stoppt das sicherlich nicht.

Im Vordergrund der Diskussion kann daher nicht die pfluglose Feldbestellung, die auch im biologischen Anbau zur Anwendung kommt stehen. Vielmehr ist die Instrumentalisierung von Argumenten durch den Konzern Monsanto der springende Punkt. Ist es nicht dreist, sich die von Hunderten von Wissenschaftlern im Weltagrarbericht negativ für das Klima benannten Folgen der industriellen Landwirtschaft als CO2 vermindernd durch „CO2-credits“ der UN fördern lassen zu wollen? Für diese Darstellung des „no tillage farmings“ in der Öffentlichkeit und seine Lobbyarbeit erhielt Monsanto während des Klimagipfels in Kopenhagen den „Angry Mermaid Award“ (INKOTA berichtete). „Via Campesina“ hat als Konsequenz das Verhalten Monsantos zum Angriffspunkt  in ihrem diesjährigen Aufruf zum 17. April gewählt. „Say no to Corporate Control of Agriculture and Food”.

Hakon Albers

INKOTA-netzwerk

Mon810 bleibt vorerst verboten +++ Schädlinge schließen sich Resistenzbewegung an +++ Indien stoppt Monsantos Bt-Aubergine

24. Februar 2010

Vor kurzem berichteten wir über Anbau von Genmais in Deutschland. Gute Nachrichten: Die gentechnisch veränderte Sorte Mon810 bleibt in Deutschland vorerst verboten. Das ursprüngliche Problem bleibt jedoch bestehen: Zwar ruht die Klage Monsantos beim Verwaltungsgericht Braunschweig, Umweltaktivisten vermuten dahinter jedoch eine Strategie des Konzerns. Ziel sei wohl die gesamteuropäische Wiederzulassung zu erreichen. Weitere Infos gibt’s hier.

Die Unkräuter dieser Welt werden immer ungehorsamer. Monsantos Round up kann sie nicht mehr bändigen, wie wir bereits berichteten. Der weltweiten Resistenzbewegung treten nun auch die Schädlinge bei, die sich nicht mehr einfach durch das Bt-Gift töten lassen. Die Gene, die für die Produktion des Giftes verantwortlich sind, werden in transgene Pflanzen eingebaut, um sie resistent gegen bestimmte Schädlinge wie den Baumwollkapselbohrer oder den Maiszünsler (bei Mon810) zu machen. Bleibt zu hoffen, dass sich nicht ähnliche „Superschädlinge“ entwickeln wie neue Unkrautformen aus dem Boden sprießen.

In Indien hat öffentlicher Druck aus Wissenschaft und Umweltbewegung aus gutem Grunde die Bt-Aubergine Monsantos gestoppt. Dieser Druck muss auch in Europa aufrechterhalten werden, wenn die Zulassung von Mon810 und anderem transgenem Saatgut aufgehalten werden soll.

Hakon Albers

INKOTA-netzwerk

Wollen wir Bayers Genreis futtern? Der food-flash informiert…

16. Februar 2010

Hakon Albers,

INKOTA-netzwerk

Round up Resistenzen – Bayer wittert Geschäft

11. Februar 2010

Auf der “Bayer CropScience Pan American Weed Resistance Conference” in Miami stand die zunehmende Resistenzbildung von Unkräutern gegen das von Monsanto vertriebene Totalherbizid „Round up“ im Vordergrund. Bayer bietet derzeit die einzige Alternative auf dem „Markt“ für totalherbizidresistentes Saatgut. Unter dem Produktnamen LibertyLink wird in den USA gentechnisch verändertes Saatgut verkauft, das Resistenzen gegen das Totalherbizid Liberty (auch unter dem Namen Ignite vertrieben) von Bayer trägt. Ernten aus dem Saatgut dürfen mittlerweile nach Europa importiert werden. Dies verstärkt die gesundheitlich äußerst bedenkliche Entwicklung, dass gentechnisch veränderte Pflanzen in unser Essen gelangen.

Die sich immer weiter verstärkende Resistenzbildung – von Gentechnikgegnern lange befürchtet – ist auch ein wirtschaftliches Problem für die amerikanischen Farmer, die auf die Round-up-ready-Technologie gesetzt haben. Denn so wird zusätzlicher Herbizideinsatz wieder notwendig und der betriebswirtschaftliche Vorteil durch den ausschließlichen Einsatz von Round up, das Verkaufsargument Monsantos, geht somit verloren. Nachhaltiges Wirtschaften sieht anders aus.

Die Rechnung des Landwirtes geht also nicht mehr auf. Die vermeintliche Alternative von Bayer baut jedoch auf der gleichen Strategie wie das Saatgut von Monsanto, verwendet nur ein anderes Pflanzenschutzmittel als Kuppelprodukt, von dem sich die Farmer abhängig machen. Vor allem Liberty resistenter Soja soll auf dem amerikanischen Markt positioniert werden. Zu diesem Zweck kooperieren Monsanto und Bayer und tauschen die Lizenzen zum „Einbau“ der Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel aus. Schon bald soll Saatgut gegen beide Spritzmittel resistent sein. Wie lange ist dabei jedoch wohl nur eine Frage der Zeit. Anders als behauptet geht es Bayer Crop Science also weder um nachhaltige Entwicklung noch um den langfristigen Gewinn von Landwirten. Die wurden schon von Monsanto über den Tisch gezogen. Einzig der eigene kurzfristige Profit des Konzerns ist das Ziel, gleich welche Argumente dazu dienlich sind.

Spätestens jetzt müssen Farmer, die bisher auf herbizidresistentes Saatgut setzen, umdenken. Dies gilt auch für Investoren, die Bayer Aktien halten. Denn wie Bayer Crop Science in einem Seitenhieb auf Monsanto und die Resistenzbildung verkündete: „Nature strikes back“. Und das wird wohl auch für Totalherbizide von Bayer gelten. 

Hakon Albers,

INKOTA-netzwerk

Rückkehr von MON-810?

2. Februar 2010

Trotz des Verbotes von MON-810 haben einige Landwirte den Anbau der Sorte angemeldet, um bei einer möglichen Aufhebung des Aussaatverbotes doch noch den Genmais in den Boden bringen zu können. Eine vorherige Anmeldung der Flächen ist dafür Pflicht und erfolgt unter Vorbehalt. Was versprechen sich die Landwirte von MON-810? Diese gentechnisch veränderte Sorte ist resistent gegen Befall durch den Maiszünsler, der in den betreffenden Regionen wohl vermehrt auftrat. Dabei begünstigt gerade der verstärkte Maisanbau in Monokultur die Verbreitung dieses Insekts. Die Schädigung anderer Schmetterlinge durch den Anbau dieser Maissorte kann nicht ausgeschlossen werden. Das Kippen des Verbotes ist dabei nicht mehr unrealistisch seit die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit nach einer neuen Studie keine Bedenken mehr gegen eine Wiederzulassung von MON-810 hat.

Derweil hat neben Campact (INKOTA berichtete) auch Greenpeace eine neue Aktion gegen Gen-Mais gestartet. Dabei dreht sich das Problem nicht nur um Mais. Die Protestaktion ist breiter angelegt und richtet sich beispielsweise auch gegen den Anbau der gentechnisch veränderten Kartoffelsorte „Amflora“, auf die zwei Greepeace-Aktivistinnen während der Grünen Woche 2010 im Januar bereits effektvoll aufmerksam gemacht hatten (INKOTA berichtete). Bleibt zu hoffen, dass Politiker durch diese Aktion wachgerüttelt werden, damit die gentechnikfreie Welt nicht wieder ein Stück weiter in die Ferne rückt.

Hier geht’s zur Aktionsseite: „Mach’ dich vom Acker“.

Hakon Albers,

INKOTA-netzwerk