Archive for the ‘Monsanto’ category

Online-Aktion für neue EU-Position im Umgang mit Gentechnik

17. März 2010

Die Nichtregierungsorganisation Avaaz will den Vorstizenden der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, dazu  aufrufen, den Umgang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln anders zu gestalten. Ziel der Online-Aktion: Eine Million Unterschriften zwingen die Europäische Kommission zu einer Neupositionierung im Umgang mit Gentechnik. Die Initiative steht im Kontext der im Jahr 2009 eingerichteten Möglichkeit einer Europäischen Bürgerinitiative.  Auf der Avaaz-Website kann man sich an der Aktion beteiligen. Avaaz hat seit 2007 bei Onlineaktionen zu verschiedenen weltpolitischen Themen rund 17 Millionen Menschen eingebunden.

Hakon Albers

INKOTA-netzwerk

FAO sieht ein: Gentechnik keine Hilfe für Kleinbauern

11. März 2010

Der stellvertretende Direktor der FAO, Modibo Traore, bestätigt, was viele Gentechnikgegner schon lange sagen: Gentechnologie dient nicht den Bedürfnissen von Kleinbauern. Er kritisiert zwar nicht die Biotechnologie als solche. Die FAO versucht nun aber, die Perspektive der Kleinbauern zu berücksichtigen. Auch Traore hat offenbar erkannt: Märkte liberalisieren und Länder, in denen Hunger herrscht, mit gentechnisch verändertem Saatgut von Konzernen wie Monsanto überschwemmen, ist keine nachhaltige Entwicklung.

Hakon Albers

INKOTA-netzwerk

Monsantos fragwürdige Unternehmenspropaganda zum Klimaschutz

26. Februar 2010

In Sachen Außendarstellung kann so manche Corporate Responsibility Abteilung noch von den Kollegen bei Monsanto dazulernen. So rühmt sich der Konzern seit Kurzem damit, im Klimaschutz aktiv zu sein: Mit der pfluglosen Feldbestellung – „no tillage farming“ – spare man Treibstoff und damit nicht nur Kosten ein, sondern auf CO2-Emssionen. Also nicht nur gut für den Farmer und Monsanto, sondern auch fürs Klima, am Ende gar für die Weltgemeinschaft?

Wie so oft beim Thema Kohlenstoffdioxid, ist dies wohl erst einmal eine Frage der Rechenart. Pflügen ist treibstoffintensiv und bei pflugloser Feldbestellung wird so entsprechend eingespart. Pflüge sind schweres Gerät mit großen Arbeitstiefen im Boden und fordern den Schleppern ihre gesamte Motorleistung ab. Bei Verzicht aufs Pflügen bleibe zudem mehr CO2 im Boden gebunden, da dieser nicht aufgebrochen wird. Das Sparen von Treibstoff relativiert sich jedoch, wenn man an das Ausbringen von Round up (Monsantos bekanntes Totalherbizid), das dann vermehrt notwendig wird, denkt. „No tillage farming“ kann nämlich vor allem mittelfristig bei ausschließlicher Anwendung zur Verschleppung von Pilzkrankheiten und stärkerem Auftreten von Schädlingen und Unkräutern führen. Bedenkt man den steigenden CO2-Ausstoß, der bei der verstärkten Herstellung der Herbizide entsteht, verschlechtert sich die Rechnung weiter. Überlegt man zudem, dass beispielsweise in Südamerika riesige Waldflächen als CO2-Senken den Round up Ready (RR) Sojafeldern weichen müssen, fällt es schwer an ein Bremsen des Klimawandels zu glauben. Motivation Monsantos ist doch, dass „no-tillage farming“ dem Verkaufskonzept dient, nicht dem Kampf gegen den Klimawandel. „Round up Ready“ Sojabohnen und ordentliche Mengen Round up können so abgesetzt werden. Den Klimawandel stoppt das sicherlich nicht.

Im Vordergrund der Diskussion kann daher nicht die pfluglose Feldbestellung, die auch im biologischen Anbau zur Anwendung kommt stehen. Vielmehr ist die Instrumentalisierung von Argumenten durch den Konzern Monsanto der springende Punkt. Ist es nicht dreist, sich die von Hunderten von Wissenschaftlern im Weltagrarbericht negativ für das Klima benannten Folgen der industriellen Landwirtschaft als CO2 vermindernd durch „CO2-credits“ der UN fördern lassen zu wollen? Für diese Darstellung des „no tillage farmings“ in der Öffentlichkeit und seine Lobbyarbeit erhielt Monsanto während des Klimagipfels in Kopenhagen den „Angry Mermaid Award“ (INKOTA berichtete). „Via Campesina“ hat als Konsequenz das Verhalten Monsantos zum Angriffspunkt  in ihrem diesjährigen Aufruf zum 17. April gewählt. „Say no to Corporate Control of Agriculture and Food”.

Hakon Albers

INKOTA-netzwerk

Mon810 bleibt vorerst verboten +++ Schädlinge schließen sich Resistenzbewegung an +++ Indien stoppt Monsantos Bt-Aubergine

24. Februar 2010

Vor kurzem berichteten wir über Anbau von Genmais in Deutschland. Gute Nachrichten: Die gentechnisch veränderte Sorte Mon810 bleibt in Deutschland vorerst verboten. Das ursprüngliche Problem bleibt jedoch bestehen: Zwar ruht die Klage Monsantos beim Verwaltungsgericht Braunschweig, Umweltaktivisten vermuten dahinter jedoch eine Strategie des Konzerns. Ziel sei wohl die gesamteuropäische Wiederzulassung zu erreichen. Weitere Infos gibt’s hier.

Die Unkräuter dieser Welt werden immer ungehorsamer. Monsantos Round up kann sie nicht mehr bändigen, wie wir bereits berichteten. Der weltweiten Resistenzbewegung treten nun auch die Schädlinge bei, die sich nicht mehr einfach durch das Bt-Gift töten lassen. Die Gene, die für die Produktion des Giftes verantwortlich sind, werden in transgene Pflanzen eingebaut, um sie resistent gegen bestimmte Schädlinge wie den Baumwollkapselbohrer oder den Maiszünsler (bei Mon810) zu machen. Bleibt zu hoffen, dass sich nicht ähnliche „Superschädlinge“ entwickeln wie neue Unkrautformen aus dem Boden sprießen.

In Indien hat öffentlicher Druck aus Wissenschaft und Umweltbewegung aus gutem Grunde die Bt-Aubergine Monsantos gestoppt. Dieser Druck muss auch in Europa aufrechterhalten werden, wenn die Zulassung von Mon810 und anderem transgenem Saatgut aufgehalten werden soll.

Hakon Albers

INKOTA-netzwerk

Round up Resistenzen – Bayer wittert Geschäft

11. Februar 2010

Auf der “Bayer CropScience Pan American Weed Resistance Conference” in Miami stand die zunehmende Resistenzbildung von Unkräutern gegen das von Monsanto vertriebene Totalherbizid „Round up“ im Vordergrund. Bayer bietet derzeit die einzige Alternative auf dem „Markt“ für totalherbizidresistentes Saatgut. Unter dem Produktnamen LibertyLink wird in den USA gentechnisch verändertes Saatgut verkauft, das Resistenzen gegen das Totalherbizid Liberty (auch unter dem Namen Ignite vertrieben) von Bayer trägt. Ernten aus dem Saatgut dürfen mittlerweile nach Europa importiert werden. Dies verstärkt die gesundheitlich äußerst bedenkliche Entwicklung, dass gentechnisch veränderte Pflanzen in unser Essen gelangen.

Die sich immer weiter verstärkende Resistenzbildung – von Gentechnikgegnern lange befürchtet – ist auch ein wirtschaftliches Problem für die amerikanischen Farmer, die auf die Round-up-ready-Technologie gesetzt haben. Denn so wird zusätzlicher Herbizideinsatz wieder notwendig und der betriebswirtschaftliche Vorteil durch den ausschließlichen Einsatz von Round up, das Verkaufsargument Monsantos, geht somit verloren. Nachhaltiges Wirtschaften sieht anders aus.

Die Rechnung des Landwirtes geht also nicht mehr auf. Die vermeintliche Alternative von Bayer baut jedoch auf der gleichen Strategie wie das Saatgut von Monsanto, verwendet nur ein anderes Pflanzenschutzmittel als Kuppelprodukt, von dem sich die Farmer abhängig machen. Vor allem Liberty resistenter Soja soll auf dem amerikanischen Markt positioniert werden. Zu diesem Zweck kooperieren Monsanto und Bayer und tauschen die Lizenzen zum „Einbau“ der Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel aus. Schon bald soll Saatgut gegen beide Spritzmittel resistent sein. Wie lange ist dabei jedoch wohl nur eine Frage der Zeit. Anders als behauptet geht es Bayer Crop Science also weder um nachhaltige Entwicklung noch um den langfristigen Gewinn von Landwirten. Die wurden schon von Monsanto über den Tisch gezogen. Einzig der eigene kurzfristige Profit des Konzerns ist das Ziel, gleich welche Argumente dazu dienlich sind.

Spätestens jetzt müssen Farmer, die bisher auf herbizidresistentes Saatgut setzen, umdenken. Dies gilt auch für Investoren, die Bayer Aktien halten. Denn wie Bayer Crop Science in einem Seitenhieb auf Monsanto und die Resistenzbildung verkündete: „Nature strikes back“. Und das wird wohl auch für Totalherbizide von Bayer gelten. 

Hakon Albers,

INKOTA-netzwerk

Rückkehr von MON-810?

2. Februar 2010

Trotz des Verbotes von MON-810 haben einige Landwirte den Anbau der Sorte angemeldet, um bei einer möglichen Aufhebung des Aussaatverbotes doch noch den Genmais in den Boden bringen zu können. Eine vorherige Anmeldung der Flächen ist dafür Pflicht und erfolgt unter Vorbehalt. Was versprechen sich die Landwirte von MON-810? Diese gentechnisch veränderte Sorte ist resistent gegen Befall durch den Maiszünsler, der in den betreffenden Regionen wohl vermehrt auftrat. Dabei begünstigt gerade der verstärkte Maisanbau in Monokultur die Verbreitung dieses Insekts. Die Schädigung anderer Schmetterlinge durch den Anbau dieser Maissorte kann nicht ausgeschlossen werden. Das Kippen des Verbotes ist dabei nicht mehr unrealistisch seit die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit nach einer neuen Studie keine Bedenken mehr gegen eine Wiederzulassung von MON-810 hat.

Derweil hat neben Campact (INKOTA berichtete) auch Greenpeace eine neue Aktion gegen Gen-Mais gestartet. Dabei dreht sich das Problem nicht nur um Mais. Die Protestaktion ist breiter angelegt und richtet sich beispielsweise auch gegen den Anbau der gentechnisch veränderten Kartoffelsorte „Amflora“, auf die zwei Greepeace-Aktivistinnen während der Grünen Woche 2010 im Januar bereits effektvoll aufmerksam gemacht hatten (INKOTA berichtete). Bleibt zu hoffen, dass Politiker durch diese Aktion wachgerüttelt werden, damit die gentechnikfreie Welt nicht wieder ein Stück weiter in die Ferne rückt.

Hier geht’s zur Aktionsseite: „Mach’ dich vom Acker“.

Hakon Albers,

INKOTA-netzwerk


Gemeinsam für Genrüben: BASF und KWS

21. Januar 2010

BASF Plant Science hat eine Kooperation mit dem deutschen Saatzuchtunternehmen KWS SAAT AG angekündigt. Die Zusammenarbeit soll in Bereichen der Pflanzentechnologie und Züchtung gentechnisch veränderter Zuckerrüben stattfinden, vor allem in der Entwicklung trockentoleranter Sorten. Die Unternehmen erhoffen sich von den neuen Züchtungen, die ab 2020 auf dem Markt erscheinen sollen, eine Ertragssteigerung von 15 Prozent. Damit will vor allem die KWS seine Position als viertgrößter Saatguthersteller international weiterhin ausbauen.

2007 entwickelte die KWS SAAT AG schon einmal einen gentechnisch veränderten Organismus in Kooperation mit einem anderen Unternehmen: Die Zuckerrübe „H7-1“ wurde damals als „Gemeinschaftsprojekt“ mit Monsanto hergestellt. Der US-Konzern entwickelte und patentierte eine spezielle Resistenz der Zuckerrübe gegen das Monsanto-Herbizid „RoundUp“. Bei „H7-1“ gehen daher beim Einkauf des Saatguts zusätzliche Lizenzgebühren an Monsanto.

Die Untergruppe Plant Science des deutschen Chemiekonzerns BASF soll bei dieser Kooperation bestimmte Gene und ihr Fachwissen in Pflanzenbiotechnologie beisteuern. In den letzten Monaten geriet BASF wegen ihrer umstrittenen Genkartoffel Amflora in die Schlagzeilen (INKOTA berichtete).

Laura Möhr,

INKOTA-netzwerk

Verhungern Bienen durch Gensojafelder?

22. Dezember 2009

Argentinische Imker haben einen dramatischen Rückgang der Bienen verzeichnet. 2008 verloren sie fast ein Drittel ihrer Honigbienenvölker.

Der immense Verlust von rund 1,6 Millionen Bienenstöcken habe mit dem massiven Anbau von genetisch veränderten Sojapflanzen zu tun, vermutet Luca Martinez, der Präsident des argentinischen Imkerverbandes Sada. In einem Interview mit Deutschlandradio erklärte Martinez den Zusammenhang: Für den Anbau von gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen, wie beispielsweise Soja, werden Felder benutzt, auf denen sonst Blumen und Pflanzen stehen, die den Bienen als Nahrung dienen. Die Bienen seien durch die riesigen Anbauflächen von Soja-Monokulturen schlichtweg den Hungertod gestorben. Argentinien gehört zu den drei größten Sojaproduzenten weltweit.

Zudem reichere das Herbizid Roundup von Monsanto sich im Nährboden an und lauge ihn dadurch nachhaltig aus, so Martinez. Für die Honigimker Argentiniens, das eines der größten Honigexportländer ist, sind die Folgen dieser Entwicklung fatal: Innerhalb einer Zeitspanne von vier Jahren ist der Export von Honig um die Hälfte zurückgegangen.

Luca Martinez appellierte auf dem Weltkongress der Imker („Apimondia“) vor allem an europäische Bienenzüchter, sich vehement gegen gv-Soja als Futtermittel einzusetzen.

Bienen spielen eine zentrale Rolle bei der Bestäubung und dem Erhalt einer reichen Fauna. Das Beispiel Argentiniens zeigt, welche fatalen Folgen der Anbau von gentechnisch veränderten Monokulturen auf die Artenvielfalt haben kann.

Laura Möhr

INKOTA-netzwerk

Monsanto: Preis für schlimmste Klima-Lobby

21. Dezember 2009

Der US-Großkonzern Monsanto hat am 15. Dezember 2009 den „Angry Mermaid Award“ erhalten. Dies gab die Journalistin und Globalisierungskritikerin Naomi Klein („no logo“) auf dem Klimaforum in Kopenhagen nun bekannt. Monsanto  sei unter anderem nominiert, weil die Firma gentechnisch verändertes Saatgut als Lösung für den Kampf gegen Klimawandel und Welthunger anpreise und darauf dränge, seine Saat für Agrokraftstoffe zu verwenden, so Klein. Monsanto erhielt 36 % von 10.000 Stimmen, gefolgt von Shell (18%) und dem American Petroleum Institute (14%). Der „Angry Mermaid Award“ wird von verschiedenen Organisationen, u.a. Attac Dänemark und Friends of the Earth International, ausgerichtet. Der Preis der wütenden Meerjungfrau hat das Ziel, Lobbygruppen aufzudecken, die Klimagespräche zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil sabotieren wollen.

Die Bekanntgabe der ersten Plätze auf Youtube:

Laura Möhr

INKOTA-netzwerk

Wissenschaftler decken Gesundheitsrisiken bei Genmais auf

15. Dezember 2009

Französische Wissenschaftler haben belegt, was schon lange diskutiert wurde: Es gibt Gesundheitsrisiken beim Verzehr von gentechnisch veränderten Lebensmitteln.

Die Forscher des „Komitees für Forschung und unabhängige Informationen zu Gentechnik“ (CRIIGEN) werteten in unabhängigen Studien die gesundheitlichen Risiken von drei gentechnisch veränderten Maissorten aus. Pikanterweise handelt es sich hierbei auch um die Maisvariante MON810 von Monsanto, über deren Zulassung in den Koalitionsverhandlungen im Herbst diesen Jahres heiß diskutiert wurde – jedoch ohne Endergebnis (INKOTA berichtete). Vor allem die FDP sollte sich die wissenschaftlichen Ergebnisse genauestens durchlesen: Die Liberalen hatten sich im Oktober vehement für die Aufhebung des Anbauverbotes ausgesprochen.

Die Ergebnisse des Komitees sind alarmierend: Sie stellten in Fütterungsversuchen an Ratten schwerwiegende Veränderungen der Leber- und Nierenblutwerte fest. Diese Organe sind für die Filterung von Giftstoffen und Abfallprodukten im Körper zuständig. Darüber hinaus beobachteten die Wissenschaftler Veränderungen von Herz, Milz, Nebennieren, Gewicht einzelner Organe und dem Körpergewicht der Tiere. Je nach gv-Maisvariante variierten auch die Veränderungen im Blutbild und können insgesamt einer Störung der Stoffwechselfunktionen zugeordnet werden.

Die Europäische Zulassungsbehörde EFSA hatte 2007 einer Studie mit ähnlichen Ergebnissen widersprochen. Damals hatte das französische Forscherkomitee nur die Daten von einer Maisvariante (MON863) ausgewertet. Die neueste Studie bescheinigt gleich dreien gv-Maissorten (MON810, MON863, NK603) gesundheitliche Risiken. Zusätzlich bewertet sie neun weitere Varianten, die mit den drei untersuchten Sorten gekreuzt wurden. Die EFSA stufte diese Kreuzungen meist als ungefährlich ein, da ja die Ausgangsprodukte ebenfalls ungefährlich seien. Momentan sind die genannten Maisvarianten in der Europäischen Union für Import und Verarbeitung zu Futter- und Lebensmitteln erlaubt.

Neben den gesundheitlichen Folgen des Verzehrs von gentechnisch verändertem Mais ist ein weiteres Detail der Studie beunruhigend: Die Wissenschaftler attestieren den Studien, die Monsanto selbst in Auftrag gegeben hatte, verschiedene wissenschaftliche Unzulänglichkeiten. So hielt Monsanto statistische bzw. internationale Standards in der Konzeption und Durchführung nicht ein. Zudem fehlten der Studie des US-Konzerns wichtige Daten, um die Wirkungen des gv-Mais adäquat nachvollziehen zu können. Auch war der Zeitraum, in dem die Studie erhoben wurde, mit drei Monaten viel zu niedrig angesiedelt.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass Monsanto die Risiken vertuschen wollte, die nun dank der französischen Forscher offen gelegt wurde. Es ging nicht um die bestmöglichste Sicherheit der Verbraucher, sondern um pure Gewinnmaximierung des Unternehmens, das laut eigenen Angaben einen Jahresumsatz von über 11 Milliarden US-Dollar erzielt.

Die Divergenz zwischen den Studienergebnissen von Monsanto und den des französischen Forscherteams sollte vor allem die deutsche Regierung und die Europäische Union alarmieren, stärker unabhängige Studien und Wissenschaftler einzufordern, bevor sie gentechnisch veränderte Produkte für Import bzw. Verarbeitung zulassen. Die jüngste Entwicklung bescheinigt im Grunde, wie unkritisch die EFSA gegenüber Gutachten von Konzernen ist und wie skrupellos dies ausgenutzt wird. Der Großteil aller Entscheidungen, die die EFSA bezüglich der Genmaisvarianten und ihren Kreuzungen getroffen hat, bedarf einer genauen Prüfung und Überarbeitung.

Laura Möhr

INKOTA-netzwerk

China will Genreis und Genmais anbauen

14. Dezember 2009

Das Komitee für biologische Sicherheit des chinesischen Landwirtschaftsministeriums hat die Erlaubnis zum Anbau gentechnisch veränderten Reis und Mais erteilt. Es handelt sich hierbei um in China entwickelte Reis- bzw. Maisvarianten, die in den nächsten zwei bis drei Jahren großflächig angebaut werden sollen.

China, das knapp ein Drittel der weltweiten Reisernte und ein Fünftel der weltweiten Maisernte produziert, erhofft sich vom Anbau der gv-Sorten vor allem weniger Ernteausfälle und eine massive Ertragssteigerung. Der gv-Reis ist resistent gegen Schadinsekten und soll daher weniger Insektizide verbrauchen. Der gv-Mais verfügt über ein zusätzliches Enzym, Phytase, welches Masttiere Phosphor besser verwerten lässt.

Doch lässt die Regierung den Verbraucherschutz bei ihren Entscheidungen, die immerhin über 1,3 Milliarden Chinesen betreffen, vollkommen außer Acht: So wurde zwar die Zulassung veröffentlicht, jedoch keine weiteren Zulassungsunterlagen wie gesundheitliche oder umwelttechnische Informationen zu dem forciertem Anbau der gv-Sorten. Ebensowenig lässt das chinesische Landwirtschaftsministerium die Namen derjenigen verlauten, die die letztendlich bindende Entscheidung trafen.

Umweltschützer kritisieren zudem die Kommerzialisierung der gentechnisch veränderten Grundnahrungsmittel: Das Patentrecht der neu zugelassenen gv-Sorten liegt unter anderem bei ausländischen Firmen – unter anderem Monsanto und Syngenta, zwei der größten Konzerne im Weltagrargeschäft. China verkauft damit nicht nur Patente, sondern auch Kontrollrechte. Es besteht die Gefahr, dass chinesische Kleinbauern und -bäuerinnen unfreiwillig in Abhängigkeitsverhältnisse zu den Agrarkonzernen getrieben werden.

Die restriktive Informationspolitik der chinesischen Regierung erhält zusätzliche Brisanz durch die just veröffentlichte Studie französischer Wissenschaftler über drei gentechnisch veränderte Maissorten des US-Konzerns Monsanto: Sie stellen in ihrer Veröffentlichung sowohl erhebliche Gesundheitsrisiken für die Verbraucher fest als auch gravierende Mängel in den Studien von Monsanto.

Auch die Artenvielfalt von Mais ist durch gv-Varianten bedroht.

Chinas derzeitige Gentechnikpolitik muss also aus verschiedenen Blickwinkeln argwöhnisch beobachtet werden: Einerseits bezüglich der wachsenden Einflussnahme großer Agrarmächte wie Monsantos auf Chinas Landwirtschaft, andererseits wegen der Vertuschung möglicher gesundheitlichen Auswirkungen und Gefahren für die dortigen Verbraucher. Auch ist die Artenvielfalt von Reissorten in China von 43.000 (1946) auf 1.000 (2006) rapide gesunken, was eine Bedrohung der Ernährungssicherheit darstellen könnte.Der Anbau von Gentechnik-Reis wird die Reisvielfalt weiterhin minimieren.

Darüberhinaus stellt sich auch für die EU weiterhin die Frage, wie gut sie ihre Verbraucher vor gentechnisch veränderten Lebensmittelimporten schützen kann, wenn selbst die Gesundheitsrisiken der in der EU zugelassenen Maissorten nicht adäquat erkannt wurden.

Laura Möhr

INKOTA-netzwerk

Rückschlag im Kampf gegen Gentechnik

6. November 2009

maisEU erlaubt Einfuhr von neuen Genmais-Sorten

Nachdem in der Abstimmung des EU-Agrarministerrates Mitte Oktober keine qualifizierte Mehrheit für oder gegen die Einfuhr von drei neuen Genmais-Sorten in der Abstimmung zustande gekommen war, hat die EU-Kommission nun grünes Licht für die Einfuhr von drei Genmais-Sorten gegeben. Es handelt sich dabei um die Maislinien MON88017, MON89034 von Monsanto und 59122xNK603 von Pioneer, die alle gegen bestimmte Schädlinge immun sind und die in den USA angebaut wird. Die USA sind somit auch größter Profiteur der neuen Einfuhrregelung. Künftig werden damit auch Maisimporte in die 27 EU-Mitgliedsländer erlaubt sein, die „zufällige, technisch unvermeidbare“ Beimischungen der drei Maislinien bis zur Obergrenze von 0,9 Prozent aufweisen. Für nicht in der EU zugelassene gentechnisch veränderte Organismen (GVO) gilt weiterhin die Nulltoleranz.

Befürworter der Einfuhr von getechnisch veränderten Mais argumentieren, dass es zu massiven Preissteigerungen und Futtermittelnotständen kommen würde, wenn die EU an einem Verbot vder Einfuhr festgehalten hätte. Dieses Argument zeigt sich jedoch nach derzeitigen Recherchen längst nicht haltbar und kann leicht anhand einfacher Statistiken entkräftet werden.

Die EU knickt offensichtlich gegenüber der Genlobby ein. Es ist mehr als enttäuschend, dass die neue Kommission den massiven Widerstand gegen Gentechnik der VerbraucherInnen in den EU-Mitgliedsstaaten ignoriert.

Laura Möhr

INKOTA-netzwerk

Koalitionsvertrag geprägt durch Gentechniklobby?

27. Oktober 2009

Eines macht der Koalitionsvertrag deutlich: Die neue Regierung ist keinesfalls für ein Verbot von Gentechnik. Das Anbauverbot für MON 810, der gentechnisch veränderten Maissorte von Monsanto, bleibt zwar laut vorläufigem Koalitionsvertrag vorerst bestehen. Doch bevor sie eine endgültige Entscheidung fällt, will die neue Bundesregierung erst das Gerichtsverfahren bezüglich MON 810 abwarten. Monsanto hatte im April dieses Jahres einen Eilantrag gegen das Anbauverbot von MON 810 beim Verwaltungsgericht Braunschweig eingereicht. Die Hauptverhandlung am Verwaltungsgericht Braunschweig ist für diesen Herbst geplant.

Der Anbau der Industrie-Genkartoffel Amflora von BASF wird laut Koalitionsvertrag von der schwarz-gelben Koalition auf jeden Fall unterstützt. Amflora soll zur Stärkegewinnung für Klebstoffe und Papier benutzt werden. BASF hat augenscheinlich exzellente Lobbyarbeit geleistet: Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein Konzernprodukt in aller Deutlichkeit in einem Koalitionsvertrag hervorgehoben wird. Die explizite Nennung des Produktes Amflora und die dadurch offensichtliche Einflussnahme der Genlobby gilt für INKOTA und andere Gentechnikkritiker als Eklat.

Auch die Bezeichnung von Grüner Gentechnik als „wichtige Zukunftsbranche für Forschung, Wirtschaft und Landwirtschaft“ verdeutlicht die allzu positive Einstellung der Regierungsparteien gegenüber Gentechnik. So verwundert es auch nicht weiter, dass die Regierung auch dem Lieblingsargument der Genlobbyisten gerne Gehör schenkt: So heißt es im Vertrag, die Grüne Gentechnik könne einen „Beitrag zur Bekämpfung des Welthungers leisten“. Doch diese Behauptung ist statistisch und wissenschaftlich in keinster Weise belegbar – im Gegenteil: Den Menschen, die Hunger leiden, kommt Gentechnik keinesfalls zu Gute. Fakten wie die erhöhte Selbstmordquote unter indischen Bauern und die massiven Vertreibungen von Kleinbauern in Paraguay zur Erschließung neuen Raumes für Gensojafelder zeigen die schwerwiegenden Nachteile der Grünen Gentechnikwelle auf. Auch die über 400 WissenschaftlerInnen des Weltagrarberichts betonen, dass Gentechnik kein zukunftsfähiges Instrument für die Landwirtschaft sei und nicht zur Hungerbekämpfung beiträgt. Wir empfehlen der neuen Regierung dringend, sich den Weltagrarbericht durchzulesen und ihre Gentechnikpolitik noch einmal gründlich zu überdenken.

Laura Möhr, INKOTA-netzwerk

vorläufiger Koalitionsvertrag CDU/CSU und FDP (PDF)

Indien stoppt Zulassung von Monsanto-Auberginen

21. Oktober 2009

Indiens Umweltminister Jairam Ramesh hat den von Monsanto geplanten Anbau von gentechnisch modifizierten Auberginen, Bt Brinjal, auf Eis gelegt. Am 8. Oktober 2009 wurde eine umfassende Studie des indischen Genetic Engeneering Approval Comitee (GEAC) veröffentlicht, in der die Mehrzahl der beteiligten Wissenschaftler dem Anbau von genveränderten Auberginen grünes Licht gab. Nur drei von zwanzig Wissenschaftlern hatten Mängel in den von Mahyco Monsanto Biotech erstellten Sicherheitsuntersuchungen beklagt. Die drei Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Daten nicht vollkommen unabhängig geprüft wurden. Sie setzen der Behauptung, Bt Brinjal wäre für den menschlichen Verzehr geeignet, die unabhängige Studie des französischen Wissenschaftlers Gilles-Eric Seralini entgegen. Dort wird Bt Brinjal als „potentiell nicht zum menschlichen Verzehr geeignet“ eingestuft. Seralini arbeitet für das Committee for Independent Research and Information on Genetic Engineering.

Umweltminister Ramesh erklärte am 15. Oktober in einer offiziellen Pressemitteilung, dass eine Entscheidung erst nach Anhörung aller Beteiligten getroffen werden könne. Bis zum Jahresende werden öffentliche Kommentare zu der Debatte erbeten. Anfang 2010 wird Ramesh Gespräche mit Wissenschaftlern, Agrarexperten, landwirtschaftlichen Organisationen, Konsumentenvertretern und Nichtregierungsorganisationen führen.

Das Vorgehen des indischen Umweltministers erscheint überlegt und der Tragweite seiner Entscheidung angemessen. Es bleibt zu hoffen, dass Minister Ramesh auch weiterhin kritischen und unabhängigen Parteien in seinem Entscheidungsprozess Gehör schenkt und nicht dem möglichen Druck seitens der Gentechnik-Lobby nachgibt. Besonders vor dem Hintergrund der Studie Seralinis wäre eine Zulassung der Auberginen ein Skandal – in seiner Studie stellt er unter anderem fest, dass Bt Brinjal die Blutgerinnung bei Ziegen und Hasen verlangsamt und ein Protein herstelle, dass immun gegen das Antibiotikum Kanamycin mache. Ratten reagierten mit Durchfall und Gewichtsverlust auf die gentechnisch veränderten Auberginen. Eine derartige Gefährdung der indischen Bevölkerung – ohne die annähernden Auswirkungen auf Menschen zu kennen – wäre höchst fahrlässig.

Laura Möhr, INKOTA-netzwerk

Monsanto-Befürworter auch unter Obama in hohen US-Ämtern

8. Oktober 2009

„The Change We Need“ wurde zu einer der meistgehörten Parolen Barack Obamas im US-Wahlkampf 2008. Doch dass es nun an ihm ist, einen Wandel in der amerikanischen Haltung gegenüber Gentechnik und Agrokraftstoffen einzuläuten, scheint US-Präsident Obama nicht bemerkt zu haben. Im Gegenteil, er hat bedeutende Ämter mit ehemaligen Führungskräften von Monsanto besetzt. Dass diese ein Umdenken bezüglich „Grüner“ Gentechnik und Agrokraftstoffen in der US-Umweltpolitik bewirken werden, erscheint bei genauerer Betrachtung ihres Werdegangs äußerst fragwürdig:

Landwirtschaftsminister Tom Vilsack: Er galt schon in seinem früheren Amt als Gouverneur von Iowa als starker Sympathisant von Monsanto und anderen Gentechnikunternehmen. Seine Befürwortung der Gentechnik und seine Nähe zu Monsanto wurden innerhalb seiner achtjährigen Amtszeit als Gouverneur u.a. belohnt mit der Wahl zum „Gouverneur des Jahres 2001“ – die Biotech-Industrie zeichnete ihn mit diesem Titel aus. Vilsack revanchierte sich, indem er zwei Umweltpreise verlieh – zynischerweise gerade an eine Pestizidfirma von Monsanto. Schon als Gouverneur setzte er seinen Schwerpunkt auf die Förderung von Biotechnologie und geriet in Kritik durch seine mangelnde Unterstützung der Biobauern und der nachhaltigen Landwirtschaft. Vilsacks offensichtliche Nähe zur Gentechniklobby bewirkte schon bei der Nominierung der Minister einen Proteststurm: Die „Organic Consumer Association“ sandte über 100.000 E-Mails gegen die Ernennung Vilsacks als Agrarminister an Obamas Übergangsteam – leider vergeblich. In seinem momentanen Amt als US-Agrarminister strebt er eine Gesetzgebung an, durch die Städte und Gemeinde das Recht verlieren die Aussaat von gentechnisch modifiziertem Saatgut zu verhindern.

Roger Beachy, Leiter des „National Institute of Food and Agriculture“: Er hatte vorher die Präsidentschaft des Wissenschaftszentrums „Donald Danforth Plant Science Center“ inne, zu dessen Gründung und Finanzierung Monsanto große Teile beigetragen hat. Auch entwickelte Beachy im Auftrag Monsantos genmanipulierte Tomaten an der University of Washington. Beachys Ansichten zu gentechnischen Themen scheinen daher äußerst gefärbt zu sein. So wirbt er in einem Artikel stark für die Vorzüge der gentechnisch modifizierten Pflanzen – den Artikel findet man auf der offiziellen Website von Monsanto.

Michael Taylor, Oberste Experte für Lebensmittelsicherheit in der US-Lebensmittelbehörde FDA: Er war Anfang der 90er als Anwalt für Monsanto tätig und schon früher bei FDA als stellvertretender Politikbeauftragter angestellt. Im Zuge dessen war Taylor auch am Verfassen der Richtlinien bezüglich des Wachstumshormons rBGH von Monsanto beteiligt. Diese Richtlinien enthielten unter anderem ein Verbot für Molkereien damit zu werben, dass ihre Milch frei von rBGH sei.

Dass Präsident Obama seinen Versprechungen zum Trotz derartige Lobbyisten zu machtvollen Positionen innerhalb der US-Regierung und ihren Behörden verschafft hat, stimmt wütend. Der von ihm geforderte „Change“ ist leider noch lange nicht in Sicht.

Laura Möhr, INKOTA netzwerk