Posted tagged ‘Genkartoffel’

Amflora bald im Kartoffelbrei?

4. März 2010

BASF verkündete am 2. März die gesamteuropäische Zulassung der gentechnisch veränderten Kartoffel „Amflora“ durch die Europäische Kommission. Was den Konzern freut, ärgert den Gentechnikgegner. Gerade noch hat campact der deutschen Landwirtschaftsministerin Aigner 35.000 Protestunterschriften überreicht. Die Menschen wollen die Genkartoffel nicht, deren Anbau die Ministerin in Deutschland Ende 2009 zugelassen hat. Amflora ist mit einer Resistenz gegen ein bestimmtes Antibiotikum ausgestattet. Dies führt dazu, dass die Pflanze nur eine der beiden Arten von Stärke in den Knollen produziert, die sonst in Kartoffeln natürlicherweise vorkommen. Wo liegt die Gefahr? Resistenzen gegen das Antibiotikum könnten sich auf Krankheitserreger übertragen. Doch nicht nur das ist unklar. Es existiert in der EU die Regelung, dass technisch unvermeidbare Beimischung von 0,9% gentechnisch veränderter Pflanzen zu konventionellen toleriert ist. Gelangt so die Kartoffel, die eigentlich nur zu Produktion von Industriestärke gedacht ist, bald auf unserem Teller? Klar ist: Auszuschließen ist dies nicht. Wir werden es gar nicht merken.

Ist der Anbau von Amflora in Deutschland schon erlaubt, bedeutet die EU-weite Anbauerlaubnis für Amflora einen weiteren Rückschlag. Ist dies eine Richtungsentscheidung der EU-Kommission in Sachen Grüner Gentechnik? Jetzt kann nur noch der Ministerrat mit einer Zweidrittelmehrheit die Entscheidung der Europäischen Kommission rückgängig machen.

Hakon Albers

INKOTA-netzwerk

Gemeinsam für Genrüben: BASF und KWS

21. Januar 2010

BASF Plant Science hat eine Kooperation mit dem deutschen Saatzuchtunternehmen KWS SAAT AG angekündigt. Die Zusammenarbeit soll in Bereichen der Pflanzentechnologie und Züchtung gentechnisch veränderter Zuckerrüben stattfinden, vor allem in der Entwicklung trockentoleranter Sorten. Die Unternehmen erhoffen sich von den neuen Züchtungen, die ab 2020 auf dem Markt erscheinen sollen, eine Ertragssteigerung von 15 Prozent. Damit will vor allem die KWS seine Position als viertgrößter Saatguthersteller international weiterhin ausbauen.

2007 entwickelte die KWS SAAT AG schon einmal einen gentechnisch veränderten Organismus in Kooperation mit einem anderen Unternehmen: Die Zuckerrübe „H7-1“ wurde damals als „Gemeinschaftsprojekt“ mit Monsanto hergestellt. Der US-Konzern entwickelte und patentierte eine spezielle Resistenz der Zuckerrübe gegen das Monsanto-Herbizid „RoundUp“. Bei „H7-1“ gehen daher beim Einkauf des Saatguts zusätzliche Lizenzgebühren an Monsanto.

Die Untergruppe Plant Science des deutschen Chemiekonzerns BASF soll bei dieser Kooperation bestimmte Gene und ihr Fachwissen in Pflanzenbiotechnologie beisteuern. In den letzten Monaten geriet BASF wegen ihrer umstrittenen Genkartoffel Amflora in die Schlagzeilen (INKOTA berichtete).

Laura Möhr,

INKOTA-netzwerk

Zurückrudern bei Folgart und der SPD

27. August 2009

Ein veröffentlichtes Interview in der taz mit Udo Folgart, dem Landwirtschaftsminister in Frank-Walter Steinmeiers Schattenkabinett, schlägt hohe Wellen und sorgt innerhalb der SPD für Unruhe mitten im Wahlkampf.

Die taz druckte heute ein Interview mit Folgart ab, in dem er sich für die Zulassung der Gentechnikkartoffel Amflora aussprach und sogar die Ausweitung der Massentierhaltung begrüßte. Die Landwirtschaft solle wieder als Wirtschaft verstanden werden, so der „Experte“ für Agrarpolitik der SPD, der vor ein paar Wochen relativ überraschend ins Schattenkabinett von Kanzlerkandidat Steinmeier gerutscht ist. Zu Recht, gab es auf diese Äußerungen zum Teil heftige Reaktionen: Der Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschft, Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, nannte Folgart einen „agrarkulturpolitischen Banausen“ und bewertete die Benennung Folgarts einen „großen Missgriff“ der SPD. Auch die ehemalige grüne Landwirtschaftsministerin Renate Künast bescheinigte, dass sich die SPD mit „diesem simplen Lobbyisten für Gentechnik“ „zurück in die agrarpolitische Steinzeit“ katapultiere.

Und auch die SPD rückt zunehmend von ihrem Schattenminister ab. SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber stellte klar, dass die SPD die Genkartoffel nicht wolle und die Gentechnik mehr Probleme als Hoffnungen berge.  Im Wahlprogramm fordert die Partei sogar mehr Gentechnik-freie Regionen.

Folgart selbst bestreitet die Aussagen in dem Interview, sie seien „überspitzt“ und „verkürzt“ dargestellt worden. Die taz sieht das anders und verweist auf einen Mitschnitt.

Dass seine Forderung nach einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft erstens nichts mit einer geforderten Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen ist und zweitens schon seit Längerem bekannt ist, hätte vielleicht auch der SPD auffallen können. Das es so nicht geht, sollte der Partei jetzt vielleicht klar geworden sein. Laut Agrarexperte Graefe zu Baringdorf passt die Debatte zu der derzeitigen Situation der SPD – sie liege gerade sowieso bei 20 Prozent…